Malerei in der Böhmischen Schweiz

Liebe Besucher!

Wir begrüßen Sie herzlich in einer Landschaft, die schon mehr als zweihundert Jahre als Böhmische Schweiz bezeichnet wird. Dieser romantische Name, der auch im Jahre 2000 als offizielle Bezeichnung dem neuen Nationalpark gegeben wurde, spiegelt den Eindruck wider, den diese Landschaft beim Besucher hinterlässt. In vielfältigen Szenerien finden Sie hier alles, von Fernblicken bis zur Geschlossenheit der Schluchten, von pittoresken Felsgebilden bis zu Gebirgsbächen, Seen und Wasserfällen. Schon seit Ende des 18. Jh. wurde das Gebiet wegen seiner Schönheiten gern besucht. Seit der Romantik ist die Landschaftsbetrachtung zu einem Erlebnis und zu einer Quelle des künstlerischen Schaffens geworden. In der Sächsisch-Böhmischen Schweiz spiegelt sich diese Bewegung in den Anfängen der Touristik und der Renaissance der Vedutenzeichnung wider. Das Interesse der "Schweizreisenden", die an einer Abbildung ihrer Wanderziele interessiert waren, ermöglichte die Entwicklung der Vedute, die sich bisher mehr an den Gemeinden oder Objekten orientierte und die ab jetzt auch die Landschaft darstellte. Unter Veduten versteht man die naturgetreue Darstellung einer Landschaft in der Malerei.

Eine wichtige Rolle bei der künstlerischen Darstellung der Böhmischen Schweiz spielte die Königliche Kunstakademie in Dresden. Dank des aufgeklärten Reformators Christian Ludwig von Hagedorn kamen eine Reihe von ausländischen Künstlern, die auch neue Lehrmethoden mitbrachten, in die Akademie. Neben anderen wirkte seit 1766 der schweizer Maler Adrian Zingg (1734 - 1816) im Kupferstichkabinett. Diesem Künstler und seinem Freund Anton Graff (1736 - 1813) wird auch die Einführung der Bezeichnung "Schweiz" für unsere Landschaft zugeschrieben.

Zingg führte in der Akademie eine neue Lehrmethode ein, das Schaffen im Freien. Von den Ausflügen, die zu den touristischen Sehenswürdigkeiten führten, brachten die Studenten Skizzen mit, die erst später im Atelier zu Ende geführt wurden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich der sogenannte Malerweg, der von Dresden über Pillnitz, den Liebethaler Grund, Lohmen, den Uttewalder Grund, Wehlen, Rathen, Rathewalde, Hohnstein, Schandau, den Großen Winterberg, das Prebischtor und Herrnskretschen bis nach Tetschen führte. Die genannten Stationen werden auch auf den Veduten der damaligen Zeit am häufigsten dargestellt. Andere Örtlichkeiten, wie die Dittersbacher oder die Tyssaer Wände, wurden zwar auch schon besucht, gehörten aber nicht zu der üblichen Route und wurden daher kaum abgebildet

Die Werke wurden oft grafisch vervielfältigt und die einzelnen Exemplare koloriert oder durch Sepia oder Tusche laviert (d. h. die Farben verwischt). Anfänglich waren Kupferstich und Radierung üblich, später überwog die Lithografie. Die Motive waren entweder einzeln auf selbständigen grafischen Blättern enthalten oder sie wurden in einem Album gebunden. Beliebte Darstellungsformen waren Panoramen oder komponierte Poster, wo das zentrale Motiv durch kleinere zierliche Medaillons mit anderen Veduten ergänzt wurde. Kleine Grafiken waren als Andenken beliebt und dienten auch als Illustrationen in Wanderführern.

Schneidemühle im Dürrkamnitzgrund (1823)
Zu den bedeutenden sächsischen Künstlern, die im Elbsandsteingebirge wirkten, gehören C. A. Günther (1759 - 1824), J. A. Darnstedt (1769 - 1844), J. P. Veith (1768 - 1837), C. G. Täubert (1778 - 1861), G. Täubert (1817 - 1913), C. A. Richter (1770 - 1848) und sein Sohn A. L. Richter (1803 - 1884) sowie C. D. Friedrich (1774 - 1840). Unter den böhmischen Künstlern ragten besonders der Herrnskretscher Pfarrer J. Preyss (1791 - 1869), Graf F. Thun-Hohenstein (1809-1870) und Louise Ducré (? - 1914) hervor.

Die Vedutenzeichnung wurde erst durch die Entwicklung einer neuen Reproduktionstechnik - der Fotografie - verdrängt. Die Fotografie brachte zwar eine genaue Wiedergabe des Dargestellten, dies jedoch oft auf Kosten der menschlichen Fantasie oder der Idealisierung, also jener Eigenschaften, welche die romantische Seele unserer Landschaft am besten widerspiegeln.

Die Veduten sind nicht nur Kunstwerke, sondern auch Dokumente ihrer Zeit. Vor der Entstehung der Fotografie waren sie oft die einzige Darstellung von Objekten. Die Aufmerksamkeit der Maler richtete sich nicht nur auf Sakralbauten und Aussichtspunkte, sondern auch auf wirtschaftliche Objekte wie Mühlen oder Sägewerke.

Die Zeichnungen der Landschaft werden durch Einfügen ihrer Bewohner zu lebendigen historischen Bildern. So können wir Waldarbeitern, Steinbrechern, Sesselträgern und Schiffern bei ihrer Arbeit zusehen.